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Frühling 2018- meine Favoriten

Frühling 2018- meine Favoriten

Ich liebe es durch die Verlagsvorschauen zu blättern und die Neuerscheinungen zu entdecken, auch wenn ich diese dann natürlich nicht alle lesen kann. Eigentlich lese ich sogar sehr wenig Neuerscheinungen, weshalb am Ende nicht alle der gezeigten Bücher auch auf meiner Leseliste stehen. Aber ich mag es sehr die Literaturlandschaft zu entdecken und irgendwie ist es ja auch kaum Möglich, einen wirklichen Überblick zu haben, mit der großen Anzahl an Neuerscheinungen jedes Jahr, so dass man trotzdem ständig wieder neue interessante Bücher entdeckt.

Ich habe das Gefühl, dass neuerdings wieder mehr Frauen publiziert werden und auch weibliche Themen und Sichtweisen mehr in den Fokus rücken. Ich finde das ist eine wunderschöne Entwicklung.

Frauenpower:

“Ein anderes Brooklyn” von Jaqueline Woodson habe ich bereits auf Englisch gelesen und ich kann meine Empfehlung dazu aussprechen. Wir machen eine Reise ins Brooklyn der 70er Jahre und erfahren wie die vier Freundinnen in einer nicht so angenehmen Nachbarschaft gelebt haben und aufgewachsen sind. Das ganze passiert als Erinnerung und ist einem schönen einfachen und doch poetischen Schreibstil verfasst.

“Revolution im Bauch, Sehnsucht im Blut, Hunger im Herzen – ein Roman wie ein Feuerwerk”, so lautet der Klappentext zu Maryam Majidis Roman “Du springst, Ich falle“. Allein diese Beschreibung macht schon Lust auf die Lektüre. Das Buch hat bereits den Prix Goncourt in der Kategorie Debüt gewonnen, welcher der wohl bekannteste französische Literarturpreis ist. Die Autorin schreibt hier einen poetischen Roman über ihre Identität und der Suche nach ihren Wurzeln zwischen Iran und Frankreich.

In “Nichts, was uns passiert“, geht es um ein brandaktuelles Thema: Eine Frau wird vergewaltigt und es steht Aussage gegen Aussage. Ihr wird vorgeworfen zu lügen und der Roman zeigt, was dies mit einer jungen Frau und ihrem Umfeld macht. Hochbrisant und topaktuell durch #meetoo

Ein interessantes Gedankenexperiment wagt Naomi Alderman in “Die Gabe“. Plötzlich verfügen alle Frauen auf der Welt über die “Gabe”, welche jeder Frau die Fähigkeit gibt, elektrische Stromstöße abschicken zu können. Wie würde unsere Welt wohl aussehen, wenn plötzlich Frauen mächtiger sind als Männer und sich das Machtgefälle umkehrt?

Außergewöhnliche Themen:

Als nächstes habe ich mir ein paar Bücher ausgesucht, welche eher ungewöhnliche Themen behandeln.

Da wäre Khaled Khalifa, ein syrischer Autor, der auch weiterhin in Syrien lebt und eine direkte Stimme aus dem Bürgerkriegsland ist. Während die meisten Autoren im Exil leben und schreiben, bleibt er auch weiterhin vor Ort. “Der Tod ist ein mühseliges Geschäft” ist, auch wenn das Wort den Umständen her etwas seltsam anmuten mag, ein Roadtrip durch das Bürgerkriegsland. Es erzählt vom heiklen Unterfangen, die Leiche des verstorbenen Vaters an seinen Heimatort zu bringen.

Anja Kampmann schreibt in ihrem Buch “Wie hoch die Wasser steigen” von einem Arbeiter auf einer Öl-Bohrinsel. Das ist doch mal eine interessante Herangehensweise und ein eine seltene Ausgangslage. Frau Hemigway hat das Buch schon gelesen und findet es zwar wenig aufregend, aber wunderschön lyrisch geschrieben. Na wenn das keine Kandidatin für den Buchpreis ist.

Linda Boström Knausgard war, man ahnt es schon, mit dem Herrn Knausgard liiert und auch wenn ich der Meinung bin, dass man das nicht erwähnen muss, da Frau Knausgard auch ohne ihren Ex-Mann eine tolle Schriftstellerin ist, ist doch irgendwie der Gegensatz zwischen den jeweiligen Büchern interessant. Während ihr Ehemaliger auf tausenden Seiten sein Privatleben seziert, hat dieses Buch nicht einmal 200 Seiten und handelt vom Schweigen. Ein seltenes literarisches Thema und ich bezweifle, dass diese Themenwahl zufällig ist. Mit Herrn Knausgard werde ich sicherlich nicht mehr warm, aber Linda Boström Knausgard hat für mich mit “Willkommen in Amerika“, das viel interessantere Buch geschrieben.

Seit ich den Film “Drive” mit Ryan Gossling gesehen habe, habe ich ein gewisses Interesse für das Thema Modern Noir entwickelt. Deshalb bin ich sehr gespannt auf die Anthologie “Berlin Noir” aus dem CulturBooks Verlag. Es ist bereits das zweite Buch aus der Reihe, denn “Paris Noir” ist auch schon erschienen.

 

Schriftsteller und Schreiben:

Ich liebe Bücher über Schriftsteller oder das Schreiben an sich. Ich kann gar nicht genug davon bekommen. Neu unter meiner Beobachtung ist natürlich: “Jack” von Anthony McCarten. Das Buch handelt natürlich von Jack Kerouac und seine Biographin. Hier hatte ich euch bereits geschrieben, weshalb Jack Kerouac mein Lieblingsschriftsteller ist.

“Zur Kunst des Schreibens” heißt eine neue Reihe beim Droschl Verlag und gibt den Auftakt mit “Alles muss man selber machen” mit Gedanken von Daniela Strigl über das Schreiben und den Literaturbertrieb. Ich könnte ja ständig solche Bücher lesen. Ich bin gespannt wie diese neue Reihe gemacht ist und ob es sich lohnt, sie weiter zu verfolgen.

Dann noch eine englische Neuerscheinung: Alexander Chee schreibt Essays über das autobiographische Schreiben. Ich bin schon länger auf der Suche nach einem richtig guten Buch zum autobiographischen Schreiben. Derzeit schreibe ich nämlich nur fiktive Geschichten, aber ich würde gerne einmal versuchen eine Mischung aus Fiktion und autobiographischen Schreiben zu probieren. Ich denke nämlich, dass ich als Sozialarbeiterin viel zu erzählen hätte.

Auch literarische Briefwechsel sind immer besonders anregend. In dem Briefwechsel “Besitzlose Liebe” schreibt der viel ältere Rilke mit der 18 Jährigen Erika Mitterer. Erika war auch Dichterin und schickte Rilke ihre Werke und tauschte sich mit ihm aus. Sogar Stefan Zweig lobte ihre Gedichte. Ich bin gespannt wie eine Frau zu dieser Zeit die Dichtkunst sah und wie sie sie ausüben konnte.

 

Was sind eure Highlights im Frühling? Habt ihr auch eines der Bücher auf eurer Liste?

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4 Responses
  1. Es ist kurios, da denke ich, dass ich sämtliche Verlagsvorschauen gelesen habe und dann entdecke ich bei dir immer noch Bücher, die mich interessieren. Eigentlich habe ich das Frühjahrsprogramm für eher schwach gehalten. Ich habe gedacht, es gibt wenige interessante Bücher, die es zu lesen lohnt und ich könnte mir so auch wieder einmal ein paar Klassiker vornehmen, aber das sieht wohl eigentlich ganz anders aus.
    Du hast eine schöne Liste mit interessanten Themenbereichen aufgestellt. Eigentlich will ich jetzt aus jedem Bereich mindestens ein Buch lesen. 😉

    1. Oh, das geht mir auch immer so. Ich kann so viele Vorschauen lesen, wie ich will und am Ende finde ich doch wieder neue Bücher. Ich hoffe auch, dass ich aus jedem Bereich zumindest ein Buch lesen kann. Ich schleiche schon seit deiner Rezension um “Wie hoch die Wasser steigen” herum. Aber vorher werde ich wohl noch “Die Gabe” lesen, weil es für mich das Buch mit dem größten Potential ist. Bin gespannt wie die Idee umgesetzt ist.
      Ich glaube aber auch, dass jeder die Vorschauen auf bestimmte Gewohnheiten und Vorlieben vorsortiert. Mir geht es zb. so, dass ich schnell interessante Bücher übersehe die vom Titel oder vom Cover nicht meinen Vorlieben entsprechen. Derzeit ist mein Blick vor allem auf Literatur von Frauen und auf die orientalische Welt fixiert.

      Liebe Grüße, Anja

  2. Liebe Anja,
    “Die Gabe” klingt ja sehr interessant. Den Titel werde ich mir auf jeden Fall merken. Eine schöne und abwechslungsreiche Liste hast du da zusammengestellt Gefällt mir gut. Auch die Sortierung nach Themen finde ich sehr gelungen.
    Ganz liebe Grüße und einen schönen Sonntag Abend noch,
    Julia

    1. Dankeschön 🙂 Die Gabe habe ich mir auch als allererstes geschnappt. Bin gerade mitten drin und kann es wirklich empfehlen.

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