Rezension – Wortlichter https://wortlichter.com Literatur. Lesen. Schreiben. Fri, 31 May 2019 21:49:31 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.10 /i2.wp.com/wortlichter.com/wp-content/uploads/2017/08/cropped-20750705_1387240721365761_1860346035_n.jpg?fit=32%2C32&ssl=1 Rezension – Wortlichter https://wortlichter.com 32 32 114456990 Sommerrückblick https://wortlichter.com/sommerrueckblick https://wortlichter.com/sommerrueckblick#respond Thu, 30 Aug 2018 11:14:08 +0000 https://wortlichter.com/?p=861 Pünktlich zum Ende der Sommermonate, melde ich mich wieder aus meiner Sommerpause zurück. Ich habe leider über den Sommer sehr wenig gelesen und dafür an meinen Projekten gearbeitet. Trotzdem hat es sich genau richtig angefühlt. Jetzt freue ich mich dafür umso mehr auf einen richtig schön bücherlastigen Herbst. Immerhin ist der Herbst zumindest für mich literarisch …

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Pünktlich zum Ende der Sommermonate, melde ich mich wieder aus meiner Sommerpause zurück. Ich habe leider über den Sommer sehr wenig gelesen und dafür an meinen Projekten gearbeitet. Trotzdem hat es sich genau richtig angefühlt. Jetzt freue ich mich dafür umso mehr auf einen richtig schön bücherlastigen Herbst. Immerhin ist der Herbst zumindest für mich literarisch immer ein Highlight: das neue Herbstprogramm, die Buchpreise und die anstehenden Messen, lassen das Herz aller Buchliebhaber höher schlagen.

Was gibt es Neues?

SSL Verschlüsselung auf Wortlichter

Ich habe die Zeit genutzt um meinen Blog auf SSL umzustellen. Das war gar nicht so schwer wie gedacht. Außerdem habe ich noch ein paar andere kleine Anpassungen gemacht.

Gedichte auf Instagram ausgelagert auf Ajaou.Poetry

Mich hat es irgendwie genervt, dass ich auf Instagram deutsche und englische Sachen gemeinsam bunt durcheinander bei Wortlichter hatte. Darum habe ich nun meine experimentellen Gedichte auf Englisch auf einen eigenen Account ausgelagert. Ihr findet also meine englischen Gedichte und auch ein bisschen  Reisen, Fotografie und Smalltalk auf Ajaou.Poetry (was natürlich eine Abkürzung für meinen richtigen Namen ist).

Der deutsche und der österreichische Buchpreis

Der deutsche Buchpreis ist wieder gestartet. Ich finde die Buchpreiszeit immer ganz besonders schön und liebe die ganzen Diskussionen und Auseinandersetzungen mit Literatur. Aber wie ihr wisst, gilt mein Interesse ja mehr dem österreichischen Buchpreis, da ich in Österreich lebe und auch denke, dass dieser Preis medial viel zu wenig wahrgenommen wird. Die Longlist für Österreich kommt Anfang September. Ich bin schon gespannt.

Bis dahin lese ich ein paar Leseproben zum deutschen Buchpreis um die Wartezeit zu überbrücken. Ich bin dieses Jahr besonders erfreut, dass es so viele Frauen auf die Longlist geschafft habe. Endlich mal eine ordentlich Portion Frauenpower beim Buchpreis!

Besonders gefreut habe ich mich über die Nominierung von Anja Kampmann. Denn sie ist bereits seit dem Erscheinen ihres Buches „Wie hoch die Wasser steigen*“, meine Favoritin auf den Preis.

Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Arno Geiger mit „Unter der Drachenwand*“ auf jeden Fall auch auf der österreichischen Buchpreis-Liste auftauchen wird.

Meine weiteren Tipps für Österreich sind übrigens: Robert Seethaler mit „Das Feld*“,  Peter Henisch mit „Siebenhalb Leben*“ und Milena Michiko Flašar mit „Herr Kato spielt Familie*”. Außerdem sehe ich „Dunkelgrün fast Schwarz*“ von Mareike Fallwickl und „Die Unversehrten*“ von Tanja Paar als gute Kandidaten für den österreichischen Debütpreis.  Ich bin ja gespannt wieviele Treffer meine Schätzung ergibt.

Da beim österreichischen Buchpreis auch Lyrik als Einreichung zugelassen ist und ich ja Gedichte liebe, hoffe ich ganz stark, dass es auch ein Lyrik Titel auf die Longlist schafft. Ob Ann Cottens „Fast Dumm- Essays von on the road*“ mit dabei ist? Immerhin hat es Ann Cotten schon einmal auf die Buchpreisliste geschafft.

Gelesen im Sommer:

Angela Carter- Heroes and Villains*

Die Grundstory ist schnell erzählt: In einer dystopischen Zukunft leben die gut situierten Wissenschaftler buchstäblich in Elfenbeintürmen, bewacht von Soldaten, während in der postapoklyptischen Wildnis die Barbaren hausen. Außerdem gibt es da draußen noch jede Menge Bestien, die wohl durch atomare Verstrahlung entstanden sind. Schnell wird ein einfaches Schwarz-Weiß-Szenario aufgebaut: Die Barbaren sind die Feinde der Wissenschaftler, unzivilisiert, aufs nackte Überleben konzentriert und plündern regelmäßig deren Wohlstand.

Die Protagonistin ist noch ein Kind, als sie sieht wie einer der Barbaren ihren Bruder tötet. Und 10 Jahre später, ist es ausgerechnet genau dieser Mann, der Mörder ihres Bruders, dem sie zur Flucht verhilft. Ihr mädchenhafter Traum von Wildnis, Freiheit und Interesse an dem wilden Fremden, wird schnell zum Alptraum.

Dieses Buch hat mich wirklich überrascht. Als ich mit diesem Buch durch war, musste ich erst einmal durchatmen. Mein erster Gedanke war: Was habe ich da gerade gelesen? Ehrlich gesagt, passiert es nicht oft, dass ich mir diese Frage stelle. Dieses Buch hat nachgehallt.

Es war vor allem Carters ästhetischer, fast märchenhafter Schreibstil, im dem jedoch jede Menge Grausamkeit und Gewalt steckte. Auf eine ganz seltsam hinterlistige Art und Weise in schöne Worte verpackt. Carter kann schreiben- und wie sie es kann. Ihr Schreibstil gehört übrigens zum magischen Realismus und das war das erste Mal, dass ich in diesem Bereich etwas gelesen habe.

Dann die Liebesgeschichte, die keine ist, sondern eine abgrundtief missbräuchliche Beziehung. Dieses Buch benötigt definitiv eine Triggerwarnung. Als ich erfahren habe, dass Carter jedoch Feministin ist, stand mir ziemlich der Mund offen. Ich habe mich dann wirklich gefragt, wie das zusammen passen kann. Diese Frage hat mich so beschäftigt, dass ich mich viel mit der Autorin auseinander gesetzt habe und mittlerweile auch ihr Werk viel differenzierter und offener sehe. Ich habe auch schon ein weiteres Buch von ihr angefangen und lese parallel dazu einen Lektüre-Schlüssel. Tatsächlich steckt in ihren Werken unheimlich viel drinnen und ich werde sicher nochmal genauer darauf eingehen.

Kelsey Horton – Robot Coconuts Trees*

Ein kleiner Schreibratgeber, den die Autorin im Self-Publishing rausgebracht hat. Es geht hauptsächlich um die Schreibmotivation und Kreativität. Der Schreibstil und auch die Autorin selbst, waren mir sofort sympathisch. Da das Buch nur 160 Seiten hat, war es schnell gelesen. Und es hat seinen Zweck, nämlich zum Schreiben zu motivieren, bei mir auch total erfüllt. Danach hatte ich richtig viel Lust, endlich mal einen ganzen Haufen Gedichte zu verfassen und online zu stellen. Hier findet man zwar keine tiefgründige Abhandlung über das Schreiben, aber dafür kann man die Liebe der Autorin zum Schreiben auf jeder Seite spüren.

Ihr fünf-jähriger Neffe hat übrigens den Namensvorschlag für diesen ungewöhnlichen Titel gemacht. Das fand ich richtig süß, denn diese kindliche Kreativität, Neugier und Freiheit, ist etwas was wir uns unbedingt bewahren sollten.

Neal Cassidy- Der Flügel des Engels*

Leider eine riesige Enttäuschung war für mich die Lektüre von Neal Cassidys „Der Flügel des Engels“. Der Held der Beat Generation aus Jack Kerouacs „Unterwegs*“, schreibt hier seine eigene Geschichte.  Doch irgendwie wollte der Funke nicht überspringen. Ich habe die Atmosphäre und die treibenden Rythmen der Beat Generation vermisst. Dabei waren es Neals Briefe, die Jack Kerouac erst zu diesem Schreibstil inspirierten.

Vielleicht lag das an der deutschen Übersetzung? Da ich bisher noch nichts von den Beats auf Deutsch gelesen habe, kann es durchaus sein, dass mich der Sprachrythmus deshalb verwirrt hat. Es hat irgendwie nicht gepasst. Vielleicht gebe ich Neal Cassidy nochmal auf Englisch eine Chance. Und ich werde auch in Zukunft lieber die englischen Bücher im Original lesen.

 

Wie habt ihr den Sommer verbracht? Verfolgt ihr auch den deutschen oder österreichischen Buchpreis?

 

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Rezension: Zusammen sind wir Helden- Jeff Zentner https://wortlichter.com/rezension-zusammen-sind-wir-helden-jeff-zentner https://wortlichter.com/rezension-zusammen-sind-wir-helden-jeff-zentner#respond Sun, 27 May 2018 19:40:20 +0000 https://wortlichter.com/?p=834 Diesen Monat habe ich wieder ein Jugendbuch gelesen- diesmal hatte ich Lust auf ein ganz klassisches Jugendbuch über Freundschaft. Ich hatte jetzt schon lange nach einem Buch gesucht, was nicht den typischen YA-Klischees entspricht und wo es um mehr als nur eine Liebesbeziehung geht. Bei diesem Buch bin ich fündig geworden. Drei ungewöhnliche Freunde In …

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Diesen Monat habe ich wieder ein Jugendbuch gelesen- diesmal hatte ich Lust auf ein ganz klassisches Jugendbuch über Freundschaft. Ich hatte jetzt schon lange nach einem Buch gesucht, was nicht den typischen YA-Klischees entspricht und wo es um mehr als nur eine Liebesbeziehung geht. Bei diesem Buch bin ich fündig geworden.

Drei ungewöhnliche Freunde

In „Zusammen sind wir Helden“ geht es um drei ungleiche Freunde, die verbindet, dass sie alle nicht sonderlich angesehen in der Schule sind und jeder auf seine Weise besonders ist, was alle drei zu Außenseitern macht. Die Geschichte ist aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Mich hat es gleich angesprochen drei verschiedene Personen begleiten zu können. Somit war mir auch gleich klar, dass die Freundschaft im Zentrum steht. Es war wirklich interessant, die verschiedenen Sichtweisen und Einstellungen zu verfolgen und zu sehen, wie diese Figuren ihre ungleiche Freundschaft sehen und wahrnehmen.

Da wäre Lydia, eine Fashion-Bloggerin, die einen überaus erfolgreichen Fashion-Blog führt.  Hört sich gar nicht nach einem Mobbing-Opfer an? Nun, ihre Klassenkameraden sehen das jedoch anders, denn das einzige was sie für Lydia übrig haben ist Neid und Missgunst.

Travis hingegen, lebt in seiner eigenen Welt, trägt ständig schwarz und läuft mit einem Holzstab und seinem Lieblingsbuch herum. Die Fantasywelt in die sich Travis flüchtet erinnert mich an Games of Thrones.

Und als dritter im Bunde wäre da Dill, der die Last seiner Familie trägt. Denn Dills Vater war Pastor, zumindest so lange bis er wegen Kindesmissbrauch ins Gefängnis musste. Nicht nur, dass er finanziell seiner Mutter helfen muss um über die Runden zu kommen und er an der schwierigen Beziehung zu seinem Vater zu knabbern hat, er muss auch mit den Reaktionen in der kleinen Stadt klarkommen, die ihn zum Außenseiter machen. Denn die ganze Ortschaft ist sich sicher: böses Blut liegt in der Familie und wird vererbt. Es kann also nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Dill seine böse Seite entdecken wird.

Der Schlangenkönig

In gewisser Weise sind die Figuren fast überzeichnet. Lydia geht es eigentlich viel zu gut, Dill geht es viel zu schlecht und Travis ist irgendwo zwischen den Beiden und doch nicht ganz da, sondern in seiner Welt. Jeff Zentner schafft jedoch etwas, was nicht viele Autoren schaffen: er bringt alles passend zusammen und lässt seine Geschichte auf vielen Ebenen wirken und sich entfalten. Sie lebt von den Gegensätzen und den komplexen schweren Gedanken, die ganz unterschwellig verwoben sind.

Auf Englisch würde die Übersetzung des Titels “Der Schlangenkönig” sein, was auf die (ebenso stark übertriebene- fast schon mystische) Familiengeschichte von Dill anspielt. Diese sehr detailierte Familiengeschichte, die sogar mehrere Generationen umfasst, hat immer wieder Schlangen zum Thema. Das hat mich doch anfangs sehr irritiert, da die Geschichte sehr viele Anspielungen auf die christlich fundamentale Erziehung von Dill enthält (die Verbindung zum Schöpfungsmythos liegt auf der Hand) und die anderen Charaktere nicht so detailiert gezeichnet waren.

Ich fand es etwas komisch, dass dieser Detailreichtum nur bei Dill vorkam. Es erschien mir etwas unausgewogen mit den Hintergrundinformationen zu den Charakteren, bis ich gelesen habe, dass der englische Titel eigentlich “The Serpent King” ist. Und dann hat es plötzlich einen Sinn gemacht: denn das Buch- ist eigentlich Dills Geschichte.

Mit diesem Hintergrundwissen habe ich die Geschichte dann etwas anders gelesen und mehr genießen können.

Der Zustand des Schwebens im letzten Schuljahr

Zusammen beginnen die drei Freunde das letzte Schuljahr an ihrer Schule. Alles scheint für die drei offen zu stehen und zugleich scheint alles bereits vorherbestimmt und beschlossen.

Lydia wird durch ihren Erfolg und ihre Kontakte an eine gute Universität gehen, Travis wird in die Firma seiner Familie einsteigen und Dill…, Dill wird als unglücklicher und perspektivloser Pommesverkäufer enden, davon ist er Selbst zumindest überzeugt.

Das ist es, was das Leben für sie bereit hält. Oder ist da etwa noch mehr? Oder doch weniger? Und was ist das wichtigste in dieser Zeit des Umbuchs- die Freundschaft? Doch kann die Freundschaft überhaupt bestehen bleiben, wenn die drei in Zukunft getrennte Wege gehen werden?

Die drei Jugendlichen bewegen sich genau in diesem Zwischengewicht von Leichtigkeit und Schwere, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.

Alle drei sind kurz vor dem Sprung ins Leben. Bei allen drei zeigen sich Talente, Chancen und Möglichkeiten. Doch werden Sie springen können?

Tiefergehend als erwartet- ein Jugendbuch nicht nur für Jugendliche

Was mich an dieser Lektüre überrascht hat, war dass es viel tiefer ging, als ich erwartet hatte. Es hat ziemlich harmlos begonnen, sich dann aber im Laufe der Zeit ziemlich gesteigert und ist dann in einem niederschmetternden Plot-Twist eskaliert.

Das Buch ist auch durchaus für Erwachsene geeignet. Es hat mich in Gedanken nochmal zurückgeführt in das letzte Schuljahr. Ich konnte wieder dieses Gefühl spüren. Diese unendlich lange nicht enden wollende Zeit, in der alles möglich scheint und doch noch alles so fern ist. Dieser Zustand des Schwebens auf der Schwelle zum Erwachsen sein, zwischen Bleiben und Gehen. Das Gefühl in einem Ort zu leben und zur Schule zu gehen, wo man eigentlich gar nicht hingehört.

In diesem Buch geht es um soviel mehr als nur Freundschaft. Es geht um Zugehörigkeit, das Erwachsenwerden, Familie, Träume, die harte Realität des Schicksals und was daraus entwachsen kann.

Zusammenfassung

Titel: Zusammen sind wir Helden

Autorin: Jeff Zentner

Herausgeber: Carlsen

Erschienen: Dez. 2017

Besprochene Ausgabe: Hardcover, ISBN 978-3551556851

Seitenzahl: 368

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[Rezension] Jack von Anthony McCarten https://wortlichter.com/rezension-jack-von-anthony-mccarten https://wortlichter.com/rezension-jack-von-anthony-mccarten#comments Sat, 21 Apr 2018 17:53:19 +0000 https://wortlichter.com/?p=808 Dass Jack Kerouac mein Lieblingsautor ist, ist ja lange kein Geheimnis mehr. Also musste ich natürlich auch einen Blick auf Anthony McCartens neues Buch “Jack” werfen. Jack Kerouac und seine Biographin Das Buch ist eine fiktive Geschichte und handelt von einer jungen Studentin, Jan, welche die erste offizielle Biographie von Jack Kerouac schreiben möchte. Als …

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Dass Jack Kerouac mein Lieblingsautor ist, ist ja lange kein Geheimnis mehr. Also musste ich natürlich auch einen Blick auf Anthony McCartens neues Buch “Jack” werfen.

Jack Kerouac und seine Biographin

Das Buch ist eine fiktive Geschichte und handelt von einer jungen Studentin, Jan, welche die erste offizielle Biographie von Jack Kerouac schreiben möchte. Als sie hört, dass es um den großen Literaten gesundheitlich sehr schlecht steht, versucht sie das Vorhaben in die Tat umzusetzen und Jack Kerouac in seinen letzten Lebensmonaten einen Besuch abzustatten um die Erlaubnis für das Schreiben einer Biografie zu bekommen. Dieser ist nur noch ein Abbild seiner Selbst und hat mit der großen Legende nicht mehr viel gemeinsam.
Ich muss sagen, dass ich das Buch als die Geschichte von Jan gelesen habe, und nicht die von Jack. Auch wenn es im ersten Teil des Buches so aussah, als ob da versucht wird in Kurzfassung die Geschichte von Jack zu erzählen, konnte mich dieser Teil nicht überzeugen. Nach der ersten Wendung nahm der Roman jedoch an Fahrt auf und umso mehr man von Jan erfahren hat, umso spannender und runder wurde es für mich. Jan war für mich wesentlich besser beschrieben und charakterisiert, als Jack und auch die Geschichte an sich, war in der Hinsicht mehr als ich erwartet hatte. Das war ein wirklich feinfühliger Plot-Twist von Mc Carten, denn Jack hätte die Geschichte nicht getragen.

Stärken und Schwächen des Buches

Im ersten Teil war ich ein bisschen genervt von dieser erzwungenen Interview-Situation wo Jack ein bisschen über sein Leben erzählt. Klar, der Autor hat das für die Hintergrund-Informationen gebraucht, aber es war irgendwie zu erzwungen. Ich war dann wirklich sehr erleichtert, dass der Plot sich dann in Jans Richtung verschob.
Dass Jack vor seinem Tod nicht gerade zu den umgänglichsten Zeitgenossen gehörte, ist klar. Aber das ständige Bohren nach der Schuld am Tod seines besten Freundes Neal, fand ich irgendwie übertrieben. Wer sich ein bisschen mit der Beat Generation beschäftigt, wird feststellen, dass weder Jack noch Neal wirklich umgängliche Zeitgenossen waren. Und im Grunde hatten beide kein Verantwortungsbewusstsein. Jack als den Sünder und Schuldigen darzustellen, halte ich für übertrieben, denn Neal war kein Unschuldsengel und alle anderen aus diesem Kreis auch nicht.
So und nun zu den Stärken des Buches.
Auch wenn mich der erste Teil etwas genervt hat, liegt das wohl eher daran, dass ich schon zu viel über die Beats gelesen habe. Es ist aber sicher ein schöner und interessanter Einstieg, für alle die das noch nicht getan haben. Besonders die vielen Verweise auf die Entstehungsgeschichte von “Unterwegs”, laden geradezu auf eine Lektüre ein. Ich glaube sogar, dass das Buch umso interessanter ist, umso weniger man bereits weiß.

Spiel der Identitäten

Wer war Jack Kerouac? Im ersten Teil geht es um diese zentrale Frage, die jedoch nicht wirklich beantwortet wird. Stattdessen setzt sich das Spiel der Identitäten auf einer neuen Ebene fort. Jack hatte viele Identitäten und Rollen in seinem Leben gehabt. Wer dieser Schriftsteller wirklich wer, kann man wohl auch gar nicht festlegen. Viel interessanter wird die ganze Sache, wenn diese Frage sich auch um Jan dreht. Denn die hat tatsächlich mehr auf dem Kasten, als man ihr zunächst zutraut.
Was mir total gefallen hat, war dass plötzlich in der Mitte des Buches noch ein ganz anderer Charakter auftaucht. Auch wenn dieser Charakter eher unsympathisch dargestellt wird, war er mir doch gleich wohlgesonnen. Anthony Mc Carten bringt damit einen ganz starken von Jan und Jack unabhängigen Charakter ins Spiel. Dieser hat eine extrem ausgeprägte und gefestigte Identität und bietet so ein Gegenwicht zum schwammigen und dahin siechenden Jack.
Ab dem zweiten Teil, gibt es dann einen Plot-Twist, so dass es verstärkt um Jan geht. Anthony Mc Carten zeigt, dass er nicht nur ein Buch über Jack Kerouac geschrieben hat, sondern viel mehr als das. Er schafft es Jan mit jeder Seite besser in Szene zu setzen und die Protagonistin wird dann sogar interessanter als das eigentliche Subjekt des Buches. Ich war wirklich positiv überrascht, dass der Autor hier mit Jan so viel Potential in ihrer Figur entwickelte.

Tipps zum Weiterlesen:

Wer einen Einblick in die Beat Generation bekommen möchte, dem empfehle ich natürlich die Lektüre von Unterwegs/ On the Road.
Oder Ginsbergs “The Best Minds of My Generation: A Literary History of the Beats“, die ganz frisch im April in einer Neuauflage bei Penguin Modern Classics verfügbar ist. Ich habe die gebundene Auflage zu Hause und ich glaube das Buch ist Schuld an meiner übersteigerten Beschäftigung mit den Beats.
Da es im Buch auch um die Briefe von Jack geht, empfehle ich: “Ruhm tötet alles: Die Briefe“, die Korrespondenz von Jack Kerouac und Allen Ginsberg. Dessen Titel finde ich übrigens auch absolut passend für Jacks Lebensgeschichte.
Und für die Perspektive der Frauen: Joyce Johnson schreibt in “Minor Characters: A Beat Memoir“, nicht nur über ihre Beziehung zu Jack Kerouac, sondern viel mehr über die Frauen in der Beat Generation, welche bedingt durch die Konventionen ihrer Zeit, zwar eher Nebencharaktere waren, aber bereits mutige Vorreiterinnen für die späteren Generationen darstellten. Was später durch die 68er ganz normal wurde, fiel damals noch unter revolutionäres Verhalten für eine Frau.
Ich stelle euch auch gerne noch in Zukunft alle erwähnten Bücher (und noch Mehr) in einem Special genauer vor.

Und nun zu euch: Ist euch die Beat Generation ein Begriff? Und habt ihr bereits Bücher davon gelesen? Wenn ja, welches ist euer Lieblingsbuch?

 

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[Rezension] Autolyse Wien- Karin Peschka https://wortlichter.com/rezension-autolyse-wien-karin-peschka https://wortlichter.com/rezension-autolyse-wien-karin-peschka#respond Sun, 19 Nov 2017 19:17:35 +0000 https://wortlichter.com/?p=682 Was bleibt wenn die Welt, die wir kennen untergeht oder sich aus den Angeln hebt? Autolyse Wien geht der Frage nach, wie es wohl wäre, wenn eine riesige Katastrophe eine ganze Stadt in Schutt und Asche legt. Dabei ist es für das Buch vollkommen nebensächlich, was genau diesen Untergang verursacht hat. Viel mehr geht es …

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Was bleibt wenn die Welt, die wir kennen untergeht oder sich aus den Angeln hebt? Autolyse Wien geht der Frage nach, wie es wohl wäre, wenn eine riesige Katastrophe eine ganze Stadt in Schutt und Asche legt. Dabei ist es für das Buch vollkommen nebensächlich, was genau diesen Untergang verursacht hat. Viel mehr geht es darum, was die einzelnen Überleben nun tun und wie sie sich mit diesen Ereignissen arrangieren.

In vielen kurzen Fragmenten, die oft nur einige Seiten lang sind, werden die verschiedensten Menschen vorgestellt und man lernt, wie sie mit der Katastrophe umgehen.

Autolyse- Selbstauflösung

Das Wort Autolyse scheint erst einmal ungewöhnlich für einen Roman-Titel. Bei näherer Betrachtung, merkt man jedoch, dass das Wort sehr passend und keinesfalls zufällig gewählt ist. Die Autolyse bezeichnet nämlich einen Verwesungsprozess und die eigene Auflösung von abgestorbenen Zellen. Metaphorisch gesehen, steht das für den Prozess, welcher nach der Zerstörung der Stadt eintritt. Ich muss jedoch zugeben, dass Autolyse Wien leider kein Buchtitel ist, der mich im Buchladen ansprechen würde. Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch den österreichischen Buchpreis, wo das Buch auf der Longlist stand.

Außerdem hat Karin Peschka beim Bachmann-Wettbewerb den Publikumspreis gewonnen.

Wien von seiner hässlichsten Seite

Als Wienerin bin ich natürlich beim Lesen sehr aufmerksam.. Ich versuche die beschriebene Orte wiederzuerkennen und muss schmunzeln, wenn aus dem Graben, einer der luxuriösesten Flaniermeilen in Wien, tatsächlich ein echter Graben wird.

Das Karin Peschka ausgerechnet Wien für ihr Szenario gewählt hat, ist denke ich zumindest, kein Zufall. Man sagt der Stadt schon immer einen etwas morbiden Charakter nach. Der Zentralfriedhof als Ausflugsort (welcher übrigens neuerdings das Motto hat “hier liegen sie richtig” – man kann den Wiener Humor und Umgang mit dem Tod gut erkennen.), Bestattungsmuseum, Kapuzinergruft etc. In Wien hat man viele Möglichkeiten sich an dem Tod zu erfreuen. Umso mehr wundert es mich, dass scheinbar sonst noch niemand von dieser Idee Gebrauch gemacht hat und Wien in ein apokalyptisches Schlachtfeld verwandelt hat.

Außerdem bildet Wien, wie kaum eine andere Stadt, einen solchen Kontrast zwischen Schönheit, ewigen Leben und Zerstörung. Allein von der Architektur her, fühlt man sich in der Stadt, als ob die Zeit stehen geblieben ist, irgendwo in der Habsburgermonarchie und dann plötzlich einen Sprung in die Moderne gemacht hat. Ein bisschen Dekadenz, ein bisschen träumerische Historie, ein bisschen Moderne und der typische Wiener Charakter. All das wird im Buch in sein Gegenteil verwandelt. Aus Überfluss wird Mangel, aus Schönheit wird Zerstörung und aus Träumerei bittere Realität.

Die Katastrophen sind weit weg

Trotzdem bleibt es ein Buch, an dem ich sehr lange gelesen habe, da es kein Roman ist und ein Spannungsaufbau mit den ganzen Fragmenten ausbleibt. Es ist ein Buch, in welchem ich meist nur ein paar Abschnitte lese und dann wieder zur Seite legt, ohne den Anschluss zu verpassen. Es ist ein düsteres Szenario, welches zur Abwechslung mal in unserer eigenen europäischen Stadt spielt. Anstatt die Zerstörung und das Leid in den Nachrichten abgestumpft zu verfolgen, regt es hier zum Nachdenken an, da es in unsere eigene Wirklichkeit versetzt wird. Solche Katastrophen- betreffen uns Europäer meist nicht, doch was wäre wenn?

Zusammenfassung

Titel: Autolyse Wien

Autorin: Karin Peschka

Herausgeber: Verlag Otto Müller

Erschienen: 2017

Besprochene Ausgabe: Hardcover, ISBN 978-3701312535

Seitenzahl: 180

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[Rezension] Die Flügel meines schweren Herzens: Lyrik arabischer Dichterinnen vom 5. Jahrhundert bis heute https://wortlichter.com/rezension-die-fluegel-meines-schweren-herzens-lyrik-arabischer-dichterinnen-vom-5-jahrhundert-bis-heute https://wortlichter.com/rezension-die-fluegel-meines-schweren-herzens-lyrik-arabischer-dichterinnen-vom-5-jahrhundert-bis-heute#comments Mon, 16 Oct 2017 13:22:09 +0000 https://wortlichter.com/?p=668   Die Flügel meines schweren Herzens* vom Herausgeber Khalid Al Maaly stand schon lange unter meiner Beobachtung. Ich hatte bereits die Erstauflage von 2008 entdeckt, die jedoch bereits vergriffen ist. Ich habe mich riesig gefreut, als ich gesehen habe, dass der Verlag Manesse das Buch neu auflegt. Und was für eine tolle Auflage es geworden ist! …

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Die Flügel meines schweren Herzens* vom Herausgeber Khalid Al Maaly stand schon lange unter meiner Beobachtung. Ich hatte bereits die Erstauflage von 2008 entdeckt, die jedoch bereits vergriffen ist. Ich habe mich riesig gefreut, als ich gesehen habe, dass der Verlag Manesse das Buch neu auflegt. Und was für eine tolle Auflage es geworden ist! Das Buch hat mich optisch umgehauen. Nicht nur dass mich das goldene Mosaik-Muster auf dem Umschlag begeistert, das Buch hat auch einen blauen Seideneinband und im inneren des Buches findet sich sowohl der arabische Text, als auch die deutsche Übersetzung. Ich glaube dass sich das Buch auch ganz wunderbar zum Verschenken eignet.

Die Stimme arabischer Dichterinnen

Wesentlich interessanter als die hübsche Aufmachung, ist jedoch der Inhalt.  Die westliche Welt assoziert arabische Frauen oft als unterdrückte Frauen, welche nicht viel zu sagen haben und auch in der Literatur keine Rolle spielen. Dieser Band mit arabischen Dichterinnen zeigt jedoch, dass das ein Vorurteil ist. Das Buch macht die vielfältigen und starken Stimmen arabischer Frauen, quer durch die Zeit sichtbar. In dem Buch finden sich Dichterinnen aus verschiedenen Zeitepochen. Von vor-islamischer Zeit (ab dem 5. Jahrhundert) bis in die heutige moderne Welt.

Das man hier wenig von der Literatur arabischer Frauen hört, liegt also nicht daran, dass keine existieren würde, sondern viel mehr daran, dass sie besonders im Westen schwer zugänglich ist und wenig übersetzt wird. So wird im Nachwort auch erklärt, dass das Fehlen von Texten aus einigen Jahrhunderten damit zu tun hat, dass die verschiedenen Dialekte nur schwer übersetzt werden können. Generell ist die arabische Literatur in Deutschland ein Nischenbereich und die Literatur von arabischen Frauen ist leider so gut wie gar nicht vertreten. Umso schöner ist diese Zusammenstellung, die gleich dutzende Frauen zu Wort kommen lässt und einen wundervollen Einblick in das dichterische Schaffen gibt.

Überraschende Einblicke in die orientalische Dichtkunst

Ein großer Schwerpunkt liegt in den Gedichten auf der Liebe und der Erotik. Aber auch Themen wie Krieg, Trauer und das Beduinen-Leben kommen vor. Insgesamt findet sich eine große Themenvielfalt und Offenheit in den Gedichten. Manchmal bekommt man schon fast rote Ohren, wenn man den genauen Ausführungen der Liebe und ihren Zärtlichkeiten folgt. Sicherlich hatte ich weniger Erotik erwartet, allerdings war die Liebe schon immer ein großer Schwerpunkt in der arabischen Dichtkunst.

Besonders gefallen hat mir, dass es sowohl ein Nachwort gibt, als auch eine Auflistung aller Dichterinnen mit ihren kurzen Biographien. Besonders interessant war dabei der Zusammenhang von den Inhalten der Gedichte und den Biografien der Autorinnen. Mein Lieblingsgedicht war zum Beispiel ein Gedicht einer Beduinin, die einen reichen Kalifen heiratete und in ihrem Gedicht ihr unendliches Heimweh zum einfachen Leben beklagte. Der Kalif schickte sie, nach dem er ihre Gedichte gehört hat, zurück in die Heimat.

Die Übersetzung der Gedichte legt den Schwerpunkt auf die inhaltliche Übersetzung. Die Metrik und Reime gehen dadurch leider verloren, aber das Verständnis um die Inhalte und was die Autorinnen ausdrücken wollten, ist dadurch höher. Schön finde ich auch, dass spezielle Wörter und Anspielungen noch genauer in den Anmerkungen erklärt werden.

Was mir bei dem Buch gefehlt hat, war eine Sortierung. Die Biographien hätte ich lieber bei den Gedichten verortet gesehen, so war ich nach jedem Gedicht am Blättern, um über die Verfasserin und die historische Einordnung zu lesen. Außerdem finde ich, dass das Nachwort eher als Einleitung geeignet gewesen wäre. Oder aber man liest das Buch danach einfach nochmal, was natürlich auch sehr bereichernd ist.

Zusammenfassung

Titel: Die Flügel meines schweren Herzens

Autorinnen:  verschiedene arabische Autorinnen

Herausgeber: Khalid Al-Maaly

Erschienen:  (erstmals in Deutsch: 2008), 2017 Neuauflage bei Manesse

Besprochene Ausgabe: Hardcover Manesse ISBN: 978-3-579-08534-0

Seitenzahl: 207

 

 

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